REISEN

„Ach komm, lass noch mal abhauen, einfach von A nach B reisen, in X hängenbleiben, um dann doch bei Y zu landen. Lass die Augen öffnen und die Tage füllen, die Zeit ausdehnen und sie sich nehmen, für alles was sonst zu kurz kommt. Oder für das, was in einem hochkommt, uns über den Weg purzelt und Platz haben will. Lass Sonne tanken, Wellen reiten, Pläne machen, um sie über den Haufen zu werfen!“

Naja, so oder so ähnlich müssen sich unsere erschöpften Seelen nach dem Winter 2022 ausgetauscht haben. Zumindest leuchteten unsere Warnsysteme ziemlich synchron und sehr rot auf, woraufhin sich der Antrag auf ein spontanes Sabbathhalbjahr quasi von selbst ausgefüllt hat.

Der Zeitpunkt war klar: Nach Linus Realschulprüfungen aber auch nicht kurz vorm Abi und auf jeden Fall ein paar von den extrafiesen Wintermonaten überspringen. Alles andere wird sich ergeben.

Pustekuchen! Ergeben haben sich erst mal nur Probleme und Hindernisse. Ein Downer nach dem anderen hat uns davon abgehalten vor Vorfreude zu platzen. Linus war von unserem Plan sowieso noch nie wirklich begeistert, weil ihm das Teenagerleben gerade außerordentlich viel Spaß bereitet, ich habe rätselhafte, rheumaartige Schübe bekommen, meine Eltern hatten gesundheitliche Probleme, von denen wir nicht wussten, wie es sich entwickelt wird, außerdem hat uns der Schulalltag und vor allem die Arbeitsbedingungen an der Schule an unsere Belastungsgrenze gebracht. Wahrscheinlich sogar darüber hinaus. Diese Probleme machten sich so breit in unserem Leben, dass wir kaum Energie für die Reiseplanung hatten. 

Als sich die mündliche Zusage von Linus’ Oberstufengymnasiums, wir könnten ihn während der Reise selbst beschulen, leider als Missverständnis herausgestellt hat, war der Vorfreude-Ofen endgültig aus. 

Sich festlegen, internationale Schulen im Ausland raussuchen, lange Zeit an einem Ort bleiben – das war so gaaaar nicht kompatibel mit unserer Sehnsucht. Wir wollten uns gerne treiben lassen, Termine und Verpflichtungen nur dann wahrnehmen, wenn wir sie uns selbst fein säuberlich ausgesucht haben. Ich weiß, wie luxuriös dieser Wunsch klingt, aber auf genau diese Freiheit hatten wir hingespart.

Mr. Masterbrain Nolte hat also das Netz durchkämmt und zielsicher eine kleine, internationale Schule auf Lombok gefunden, perfekt gelegen im Surferörtchen Kuta, bezahlbar, mit sympathischer Schulleitung und völlig unkomplizierter Herangehensweise: Klar, kommt vorbei, kein Problem, wir freuen uns… Knaller. 

Lombok hatten wir nach unserer letzten Reise sowieso auf der Wunschliste stehen, und im Gegensatz zum Rest Südostasiens ist dort weder Regen- noch Monsunzeit und außerdem kann man – wie gesagt surfen! Es hätte wohl kein überzeugenderes Argument für Linus gegeben, außer natürlich dem Versprechen, dass er dann seinen eigenen Roller bekommt. Ehrlicherweise war das vermutlich der Wendepunkt in der ganzen Diskussion 🙂

Da die deutsche Schule erst eine Befreiung genehmigen kann, wenn alle Unterrichtszeit abgedeckt ist, haben wir noch eine weitere Schule auf der thailändischen Insel Koh Phangan aufgestöbert und eingetütet. Genauso unkompliziert. Uns beschleicht ein Verdacht…

Mit dieser Tüte voller Aussichten, Bangkokflügen und natürlich ein paar Restzweifeln, haben wir uns dann auf den Weg gemacht. Ida hat vorher noch unsere Wohnung in ein Airbnb-Heim für eine liebe Kollegin vorbereitet. Wir haben mit letzter Kraft ein paar große Projekte abgeschlossen und uns von unendlich lieben Menschen verabschiedet.

Die weltbeste Nachbarschaft haben für uns ein Hoffest in der Wielandstraße organisiert und wir sind mit dem warmen Gefühl aufgebrochen, dass wir für sehr vieles sehr sehr dankbar sind.

Damit das Leahkind in unserer Abwesenheit keinen Quatsch macht, haben wir sie auch noch mit in die Tüte gepackt. Das bedurfte deutlich weniger Überzeugungsarbeit als bei dem Teenagerkind. Sie allerdings ins Flugzeug zu bekommen, bzw sie davon abzuhalten bei Turbulenzen in 11km Höhe sofort auszusteigen, war schon etwas anspruchsvoller.  Da sie aber ein gut erzogenes Leahkind ist, hat sie auf uns gehört und durchgehalten bis Bangkok. Zum Glück! Jetzt kann das Abenteuer nämlich beginnen: Willkommen im Wimmelland!

Willkommen in dieser Welt, in der man gar nicht genau weiß, wohin man zuerst gucken soll, in der Eindrücke auf einen einprasseln wie Tropenregen, Gerüche, Geräusche, Gesichter ineinander übergehen und einen durch die Straßen tragen, in der soviel passiert, dass man nach 2 Tagen das Gefühl hat, schon 2 Wochen unterwegs zu sein. Eine Stadt, die einen herausfordert, inspiriert, in sich aufsaugt und gleichzeitig umarmt und warm einpackt – wie eine warme Jacke.

Was wir in Bangkok genau erlebt haben, hat das Idakind für euch aufgeschrieben. Viel Spaß damit 🙂

Homecoming Bangkok

von Ida Nolte

Der erste Tag in Bangkok fing damit an, dass wir am späten Vormittag am Flughafen angekommen sind. Der Flughafen war rappelvoll, aber trotzdem kamen wir an unser Gepäck. Als wir gerade in der Schlange von den Passkontrollen standen, sprach uns auf einmal eine junge Frau an. Die junge Frau hieß Alena und sollte uns die nächsten drei Tage bei unserer Reise begleiten, denn zufälliger Weise war sie mit uns im gleichen Hotel und noch nie in Bangkok.

Wir sind mit dem Zug nach Bangkok reingefahren und hatten einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt. Als wir ein kleines Stück gelaufen sind, haben wir beschlossen mit dem Bus zu fahren, denn wir hatten alle lange Hosen an und schwitzten sehr.

Im Hostel Time Sabai angekommen, haben wir uns in unserem Zimmer ausgeruht und geduscht. Das Wetter in Bangkok war sehr schwül, dennoch war es ein sehr vertrautes Gefühl, als wir aus der Tür unseres Hostels raustraten. 

Wir gingen nach einem kleinen Spaziergang durch unser Viertel in die Ram Buttri Road zu Madame Musur und aßen zu Ehren an Sissy, Quirin, Coco und Ava dort zu Abend. Ein paar Meter weiter haben wir uns alle eine Massage gegönnt, sogar Alena hat mitgemacht, obwohl sie am Anfang etwas skeptisch war. Danach haben wir Cocktails und Smoothies genossen.

Den zweiten Tag haben wir mit einem Frühstück an ein paar Straßenständen begonnen. Dann sind wir zu sechst nach Chinatown gelaufen. Dort war es voll und es hat etwas nach Fisch und Fett gerochen. Überall waren Stände mit Säften, Smoothies, aber auch mit zubereiteten Tieren (Krokodil, Skorpione, Maden, Kakerlaken und andere Insekten). Das sollte eine Attraktion für die Touristen sein. Sogar ein Foto davon hat Geld gekostet. Es gab aber auch andere Stände mit leckeren Frühlingsrollen und außergewöhnlichen Essen, Plastikspielzeug, Dinge aus Stroh, Schuhe, Taschen und alles mögliche andere gab es auch.

Als wir aus Chinatown rausgingen, haben wir uns besprochen und beschlossen eine Bootstour zu machen. Diese führte uns in ein ruhiges Viertel, wo wir super lecker bei Harmonique (einem alten Restaurant in einem Hinterhof mit einem riesigen Baum) essen waren. Anschließend waren wir in einem kleinen Café um die Ecke.

Im Warehouse 30 gab es viele teuere Geschäfte und eine Kunstgalerie. Mich interessierten die der coole Schuh-Store. Alles war eher für Touristen*innen und reiche Thailänder*innen.

Wir sind wieder mit dem Boot zurückgefahren und haben uns entschieden, auf eine Rooftop-Bar zu gehen, um den Sonnenuntergang zu sehen. Leider war die Bar etwas runtergekommen, aber trotzdem haben wir dort die Aussicht genossen. Besonders beeindruckend  war, dass wir mehrmals über uns Flughunde sahen, die Richtung Fluss flogen.

Auf dem Heimweg haben wir in der Ram Buttri Road an einem Stand etwas gegessen.

Am Morgen des dritten Tages saßen wir im Innenhof des Hostel und haben Adrain aus Australien kennengelernt. Mit ihm und Alena haben wir uns wieder an einem Straßenstand etwas leckeres zum Frühstücken geholt und sind dann ins Fox Hole Café gegangen, das sehr schön aussah und in einem Hinterhof lag. Da gabs Pies (so lecker, wie in Neuseeland) und tolles Bananenbrot. Es gab dort auch eine Katze, die man streicheln und füttern konnte. 

Durch Zufall gingen wir weiter in eine Nebenstraße und sahen einen Mann, der geschickt, voller Ruhe und sehr künstlerisch Kaffee zubereitete. Leah, Alena und Linus waren absolut begeistert.

Eva und wich waren auch begeistert von dem Smoothie, den wir uns auf dem Weg zum Tempel Wat Pho geholt hatten. Der Wat Pho ist eine große Tempelanlage. Seine Hauptattraktion ist der liegende Buddha. Leider mussten wir uns vor dem Besuch des Tempels von Adrian verabschieden. In der Tempelanlage gab es Bereiche, wo Schüler*innen von den Mönchen unterrichtet wurden. Es gab kleine Gebäude, kleine Höfe und viele goldene Statuen. Der liegende Buddha ist 46 Meter lang und hat mich sehr fasziniert. Als Spende für die Mönche haben wir Münzen in zahlreiche Töpfe geworfen. Das bringt uns hoffentlich Glück für unsere weitere Reise. Auch von Alena mussten wir uns jetzt leider verabschieden. Sie reist alleine weiter ans Meer. Auf dem Tempelgelände gibt es eine Schule für Thai-Massage, in der wir uns alle die Füße massieren ließen. 

Am Fluss Chao Phraya sind wir in ein Roof-Top-Restaurant (Rongros) gegangen und haben von dort aus den Wat Arun auf der anderen Seite im Sonnenuntergang gesehen. Wieder hat Leah ein Essen bestellt, das für sie viel zu scharf war. Zum Glück hat es der Koch noch einmal ohne Chilie zubereitet.

Auf dem Heimweg sind wir durch die Khaosan Road gelaufen. Diese Straße war voll und laut, weil alle Bars einen DJ angestellt haben. Man wurde immer aufgefordert in die Bars zu kommen, was sehr stressig war. In der Ram Buttri Road haben wir uns dann entspannt in eine ruhige Bar mit einem Live-Musiker gesetzt.

Wir sind früh ins Bett gegangen, weil wir am nächsten Tag um 5 Uhr aufstehen mussten, um nicht den Flug nach Singapur bzw. Lombok zu verpassen.

Bangkok war toll, aber auch schwül und laut. Dauernd bekommt man neue Eindrücke. Dennoch waren es wunderschöne Tage, an denen wir neue Freund*innen kennengelernt haben und viel erlebten.


Unsere Unterkunft in Kuta/Lombok

Diese Schule besucht Linus in Kuta:

Hier helfen wir mit:

Lombokplasticfree - Petitions.nz
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Auf Lombok